Fünf Glühbirnen in einer Reihe. Eine leuchtet, darin ist ein leuchtender Zug zu sehen.

Traumberuf Lokführer!? Sechs Mythen im Faktencheck

Traumberuf oder langweiliger Job? Krisenfest oder ohne Zukunftschancen? Der Beruf des Lokführers trifft auf die unterschiedlichsten Vorurteile. Unser Faktencheck geht sechs Mythen auf den Grund und schafft Klarheit über die beruflichen Perspektiven für Triebfahrzeugführer/innen bei den Bahnen in NRW.

Viel Vertrauen oder schlechtes Image?

Deutschland sei angesichts unpünktlicher Züge nicht gut auf Lokführer zu sprechen, heißt es regelmäßig in den Sozialen Medien. Das stimmt aber nicht. Ganz im Gegenteil: Lokführer/innen sind hierzulande hoch angesehen und genießen das Vertrauen der Menschen. Das zeigt zum Beispiel die weltweit durchgeführte Studie „Trust in Professions“ der Gesellschaft für Konsumforschung. Mit einem Vertrauenswert von 89 Prozent besitzen Lokführer in Deutschland ein ebenso hohes Ansehen wie Ärzte oder Piloten.

Heiß begehrt, aber unsicher?

Lokführer sind die begehrtesten Fachkräfte in Deutschland. Das zeigt eine Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene. Im Jahresdurchschnitt 2019 standen 100 offenen Stellen nur noch 25 als arbeitssuchend gemeldete Lokführer gegenüber. Allein im NRW-Nahverkehr werden in den kommenden fünf Jahren 1700 Lokführer/innen gebraucht, damit das Verkehrsangebot auch zukünftig stimmt. Mit Blick auf zeitlich begrenzte Verkehrsverträge und mögliche Betreiberwechsel arbeitet das Landesprogramm Fokus Bahn NRW zudem an einer möglichen Beschäftigungsgarantie. Das spricht gerade auch interessierte Quereinsteiger an. Denn bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle.

Herausforderung oder 08/15-Job?

Als Lokführer steigt man morgens in seinen Zug und nach acht Stunden wieder aus? Von wegen! Ein Lokführer kennt weder Langeweile noch grauweiße Raufasertapeten am Arbeitsplatz. Sein Fenster im Führerstand zeigt Sonnenaufgänge über den unterschiedlichsten Landschaften und leuchtende Städte in der Abenddämmerung. Darüber hinaus begegnen Triebfahrzeugführer im NRW-Nahverkehr in jeder Schicht bis zu 800 Fahrgästen im Zug. Damit einher geht eine große Verantwortung. Konzentration, technisches Verständnis, Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit sind jeden Tag wichtig. Das ist wahrlich kein 08/15-Job.

Zeit für die Familie trotz Schichtdienst?

Lokführer müssen arbeiten, wenn andere frei haben. Das ist ein oft gehörtes Vorurteil. Denn Lokführer arbeiten im Wechselschichtdienst. Dazu gehört auch die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen . Allerdings sind Lokführer da in guter Gesellschaft mit rund sechs Millionen Arbeitnehmern in den systemrelevanten Branchen in Deutschland. Bei den Bahnen in NRW sind die Arbeitszeiten und Ruhetage von Lokführer/innen ganz klar und rechtsverbindlich in den Tarifverträgen geregelt. So haben auch Lokführer/innen freie Wochenenden und Feiertage, die sie gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden verbringen können. Darüber hinaus kann der Schichtdienst auch familienfreundlich sein. Denn in vielen geregelten 9-to-5-Jobs sehen manche berufstätige Eltern ihre Kinder nur noch zum Gute-Nacht-Sagen und ihren Partner immer nur für ein paar Stunden nach einem stressigen Arbeitstag.

Nur für Männer oder doch mit Frauenpower?

Lokführer gilt als Männerberuf, aber selbst männliche Lokführer sehen das inzwischen als reinen Mythos. Sicher gibt es deutschlandweit nur sehr wenige weibliche Lokführerinnen. Die Frauenquote liegt bei gerade einmal vier Prozent. Aber Frauenpower ist in der Bahnbranche durchaus gefragt. Die Bahnen in NRW werben ganz gezielt um Bewerberinnen. Chancengleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist den Eisenbahnverkehrsunternehmen sehr wichtig. Dank moderner Arbeitszeitmodelle bietet der Lokführer-Beruf inzwischen auch viele Vorteile für das Familienleben.

Finanzielle Sicherheit, aber mit kleinem Gehalt?

Angesichts des gravierenden Mangels an Fachkräften könnte man meinen, der Lokführerberuf sei in der heutigen Zeit finanziell nicht mehr attraktiv. Dabei liegt der Jahresverdienst eines Lokführers bei den Bahnen in NRW im Schnitt bei gut 45.000 Euro. Berufsanfänger erhalten nach ihrer Ausbildung oder Umschulung ein Einstiegsgehalt von rund 36.000 Euro. Je nach Berufserfahrung kann ein Lokführer mit Zulagen und Weihnachtsgeld durchaus bis zu 50.000 Euro im Jahr verdienen. Da der Lokführer-Beruf überaus krisenfest ist, bietet er auch eine hohe finanzielle Sicherheit.