Innenansicht eines Führerstandes an dem ein Lokführer sitzt und hebelt bedient.

Bahnen arbeiten an garantierter Arbeitsplatzsicherheit für Lokführer

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle. Auch wenn die Zukunftsperspektiven für Lokführer rosig aussehen – eine Beschäftigungsgarantie gibt es bislang nicht. Das Landesprogramm „Fokus Bahn NRW“ will das ändern. Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland (NVR), erklärt, wie.

Als Lokführer muss man sich um die Arbeitsplatzsicherheit eigentlich keine Sorge machen. Eigentlich. Denn alle zehn bis 15 Jahre, je nach Laufzeit der Verkehrsverträge, gibt es möglicherweise einen Betreiberwechsel. So bleibt in den meisten Unternehmen das Restrisiko einer betriebsbedingten Kündigung und eines Arbeitgeberwechsels bestehen. Einige Lokführer haben deshalb Sorge vor möglichen Einkommensverlusten und veränderten Beschäftigungsbedingungen.

Im Projekt Fokus Verkehrsverträge unter der Leitung von Heiko Sedlaczek (NVR) arbeitet die Gemeinschaftsinitiative „Fokus Bahn NRW“ daher unter anderem an einer möglichen Beschäftigungsgarantie für alle Lokführer im NRW-Nahverkehr.

Herr Sedlaczek, wie sieht die Personalsituation in der Bahnbranche in NRW aktuell aus?

Sedlaczek: Der Personalmangel hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschärft. Gründe sind der demografische Wandel, die hohe Einstellungsbereitschaft der Unternehmen sämtlicher Branchen und die in den letzten Jahren kontinuierlich steigende Erwerbstätigkeit. Der Fachkräftemangel trifft im SPNV viele Unternehmen und das gesamte System Bahn. Fehlende Lokführer bedeuten leider auch Fahrtausfälle. 

Das Projekt Fokus Verkehrsverträge soll diese Situation ändern. Ein Baustein ist die Prüfung einer Beschäftigungsgarantie für Lokführer. Ist solch eine Garantie überhaupt möglich?

Sedlaczek: Unsere Branche kann einen Arbeitsplatz bieten, der auch in 30 Jahren noch existiert. Das verdeutlicht ein Blick auf die Entwicklung des Nahverkehrs in NRW in den letzten zehn Jahren: Sowohl die gefahrene Leistung als auch die Anzahl der Fahrgäste sind erheblich gewachsen. Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um den Klimawandel wird dies auch in Zukunft höchstwahrscheinlich nicht anders sein. In den schnelllebigen Zeiten von heute ist diese Situation nicht selbstverständlich und die Branche weiß, dass sie in der Lage ist, eine Garantie für den Job aussprechen zu können.

Was bedeutet das für angestellte Lokführer und Lokführer-Anwärter?

Sedlaczek: Wer heute in der Bahnbranche in NRW anfängt, kann sein gesamtes Berufsleben dort verbringen, wenn er will. Der Beruf des Lokführers ist krisenfest. Schließlich müssen Menschen mobil sein, gerade im Alltag. Für Umschüler gibt es eine Kurzausbildung über neun bis zwölf Monate. Teil der Ausbildung ist der Erwerb des Triebfahrzeugführerscheins Klasse B. Zudem wird von Beginn an eine abwechslungsreiche Tätigkeit geboten. Später kann man als ausgebildeter Lokführer seine Karriere als Gruppenleiter oder Ausbilder fortsetzen.

Wie weit sind die Überlegungen zur Einführung einer Beschäftigungsgarantie fortgeschritten? Und was sind die nächsten Schritte?

Sedlaczek: Wir stehen derzeit im Rahmen von Workshops im ständigen Austausch mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und erarbeiten gemeinsam Vorgaben, die alle mittragen. Die Umsetzung einer derartigen Idee muss von der gesamten Branche gelebt und darf nicht einfach von den Aufgabenträgern vorgegeben werden. Parallel wird juristisch geprüft, welche Auswirkungen eine Beschäftigungsgarantie haben würde und welche Rahmenbedingungen von Relevanz sind. Darüber hinaus werden weitere Vertragsinhalte bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Attraktivität der SPNV-Berufsbilder geprüft.