Marc Michael Kluth sind mit Atemschutzmaske im Führerhaus eines Zuges.

In der Coronakrise: Lokführer sind systemrelevant

Die Coronakrise kann Marc Michael Kluth die Freude an seinem Beruf nicht nehmen. Als Triebfahrzeugführer bei der NordWestBahn fühlt er sich mehr denn je in seiner Berufswahl bestärkt: „Lokführer ist ein absolut krisenfester Beruf.“ Im Interview zieht der 35-Jährige seine ganz persönliche Bilanz.

Wie hast du die Coronakrise bislang erlebt?

Marc Michael: Die vergangenen Wochen waren ganz sicher kein normaler Alltag. Die Züge waren ziemlich leer, an den Bahnsteigen standen kaum Menschen. Aber ich hatte durch die Coronakrise nicht weniger Arbeit. Für mich als Lokführer macht es ja keinen Unterschied, ob mein Zug voll besetzt ist oder nicht. Ich fahre immer.

Für die Bahnen in NRW galt über fünf Wochen ein Sonderfahrplan. Hat dieser deine Arbeit beeinflusst?

Marc Michael: Also ich muss betonen: Das war keine Kurzarbeit. Ich hatte dadurch nicht weniger Schichten, sondern mehr Bereitschaftsdienste. Wir sind damit gut gefahren, als Team bei der NordWestBahn und für unsere Fahrgäste.

Wie ist es, unterwegs zu sein, wenn andere im Homeoffice sind?

Marc Michael: Ich bin sehr gerne Lokführer und lieber auf der Strecke unterwegs, als dass ich Zuhause rumsitze. Und es gibt ja auch viele andere Berufstätige, etwa in der Pflege oder im Einzelhandel, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Für die bin ich in den vergangenen Wochen gefahren. Das ist ein gutes Gefühl, wenn sich die Fahrgäste dafür bedanken. Es macht mich auch ein bisschen stolz. Nicht zu vergessen, dass es in vielen Betrieben und ganzen Branchen durch die Coronakrise ja auch Kurzarbeit gibt. Ich habe keine finanziellen Einbußen und muss mir da auch für die Zukunft zum Glück keine Sorgen machen.

Wie steht es um das Image von Lokführern?

Marc Michael: Die Coronakrise hat eins gezeigt: Lokführer sind systemrelevant. Wir werden mehr denn je gebraucht. Denn es gibt weiterhin einen stark ausgeprägten Berufsverkehr auf der Schiene. Die Einbrüche der vergangenen Wochen sind nicht dauerhaft, die Fahrgäste kommen – jedenfalls auf meinen Stammstrecken in der Region Niederrhein/Ruhr/ Emscher-Münsterland – zusehends zurück. Es werden täglich wieder mehr und die Verkehrswende geht weiter. Gut so!

Wie siehst du deine beruflichen Perspektiven nach der Coronakrise?

Marc Michael: Lokführer ist ein absolut krisenfester Beruf. Das ist ein Grund, warum ich Lokführer geworden bin. Als gelernter Servicetechniker habe ich vor drei Jahren umgeschult, weil die Aufträge in meiner Branche immer weniger wurden. Jetzt bin ich mehr als froh über diese Entscheidung, zumal mir der Beruf auch viel mehr Spaß macht und Aufstiegsperspektiven bietet. Mittlerweile bilde ich sogar andere Lokführer aus.