Verkehrsminister Wüst

Startschuss für landesweiten Dialog: Darum gibt es zu wenige Lokführerinnen

Sie haben die Kontrolle über 7.000 PS, verbinden Menschen in ganz NRW – und sind überwiegend männlich. Nur knapp 5 Prozent der nordrhein-westfälischen Triebfahrzeugführer sind Frauen, aber woran liegt das? Dieser Frage gingen Lokführerinnen und Vertreterinnen der Branche bei einem Workshop der Gemeinschaftsinitiative Fokus Bahn NRW auf den Grund. Auch Verkehrsminister Hendrik Wüst unterstützt den Dialog. 

Im Namen der Bahnen in NRW begrüßte Verkehrsminister Hendrik Wüst Vertreterinnen der Bahnbranche sowie Lokführerinnen der Nahverkehrsbahnen Abellio Rail NRW, DB Regio NRW, Keolis und National Express zu dem Erfahrungsaustausch und betonte die Wichtigkeit der Diskussion.

„Schöne Momente im Job habe ich eigentlich täglich.“

Und eines fällt sofort auf, wenn geballte Frauenpower der Bahnbranche aufeinandertrifft: Diese Frauen sind Feuer und Flamme für ihren Beruf. „Der schönste Moment ist für mich, wenn ich Menschen an einem Bahnhof zusammenbringe, die aufeinander warten“, so Sonja Holländer, Triebfahrzeugführerin bei DB Regio NRW am Standort Aachen.

Auch Buket Yaldiz von DB Regio NRW weiß: „Schöne Momente im Job habe ich eigentlich täglich. Es reicht schon die kleine Geste der Fahrgäste, wenn sie sich einfach bedanken.“ Als alleinerziehende Mutter kann sie sich aber vorstellen, dass der Schichtdienst für gleichgesinnte Frauen eine Barriere für eine Bewerbung als Lokführerin darstellt. Außenstehenden sei wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass die Bahnen sehr soziale Arbeitgeber seien und ihnen auch bei der Fahrtplanung entgegenkämen. „Klar, Verbesserungspotential gibt es immer, aber ich werde von meinem Team und den Vorgesetzten sehr unterstützt“, betont Yaldiz.

„Es ist in den Köpfen immer noch verankert, dass das ein reiner Männerberuf ist.“

Generell sei zu wenig möglichen Anwerberinnen klar, welche Benefits und Zusatzleistungen die Arbeitgeber auf Schienen bieten. Christiane Zeymer von National Express glaubt: „Viele wissen oft gar nicht, wie viel Sicherheit und Flexibilität die Bahnen schaffen. Es gibt Tarifverträge, Risikoabsicherungen und auch Unterstützung im Falle der Berufsunfähigkeit. Gleichzeitig haben Branchenfremde nur selten eine Vorstellung davon, wie spannend und abwechslungsreich der Beruf sein kann und welche Qualifikationen nötig sind. Eine technische Ausbildung braucht man zum Beispiel nicht mehr.“

Hier sehen die Teilnehmerinnen auch die größte Herausforderung: Immer noch hafte das Image als reiner Männerberuf an dem Beruf des Triebfahrzeugführers. „Es ist in den Köpfen stark verankert, dass das ein reiner Männerberuf ist. Ein Fahrgast wollte erst nicht einsteigen, weil ich eine Frau bin“, beschreibt Kerstin Gießler von DB Regio NRW ein Erlebnis „Er hat mich gefragt: Können Sie das überhaupt? Dann habe ich ihm gesagt, er soll sich überzeugen. Und am Ende hat er mir beim Aussteigen nickend den Daumen hochgehalten.“

Trotz solcher Erfahrungen sind sich die Lokführerinnen einig: Gleichberechtigung und Chancengleichheit wird bei den Bahnen in jedem Fall gelebt, das Rollenbild in diesem Berufszweig ist damit längst überholt. Für Triebfahrzeugführerin Sabine Mergenmeier von der eurobahn war die Umschulung die richtige Entscheidung: „Die Ausbildung hat es schon in sich, aber man weiß, wofür man das macht und dass es sich am Ende wirklich lohnt.“

Um noch mehr auf die Bedürfnisse von Quereinsteigerinnen eingehen zu können, startet Fokus Bahn NRW ab Herbst eine landesweite Befragung unter Frauen aus NRW, die an die Ergebnisse des Workshops anknüpfen wird.