Mehrere Personen stehen vor einem Whiteboard, auf dem Notizen stehen und Post-Its kleben.

Ausbildung mit Überblick: Quereinstieg als Disponent*in

Das Telefon klingelt, Antwan nimmt den Hörer ab: Ein Zug auf der Linie RE 3 muss umgeleitet werden, jetzt sind schnelle Entscheidungen und höchste Konzentration gefragt. Rund 100 Telefonate führt der Leitstellendisponent der eurobahn täglich – in diesem fordernden Arbeitsalltag zusätzlich noch Kolleg*innen einzuarbeiten, ist kaum möglich. Eine neue Ausbildung soll das ändern und neue Perspektiven für Quereinsteiger*innen schaffen.

Eine Frage der Zeit

„Wenn jemand als Disponent anfängt wird er oder sie – wie in vielen anderen Berufen auch – ziemlich ins kalte Wasser geschmissen“, weiß Antwan. Er selbst kann sich noch gut an seinen ersten Tag in der Leistelle erinnern. „Von Streckensperrung bis Umleitung war alles dabei und hat mich ganz schön herausgefordert.“ Lachend fügt er hinzu: „Aber wie man sehen kann, hat mich das nicht abgeschreckt.“ Schon seit 2006 ist der gebürtige Niederländer Teil der Eisenbahnfamilie, von 2018 bis 2020 disponierte er Züge für die eurobahn in NRW, heute ist er Referent der Leitstelle. Früher wie heute gehören große Verantwortung und schnelle Problemlösung für ihn zum Arbeitsalltag – für neue Kolleg*innen bedeutet das aber erstmal zusätzlichen Stress.

In der Regel dauert es mindestens ein Jahr, bis ein Disponent oder eine Disponentin komplett eigenverantwortlich agieren kann. „Bisher wurde das Prinzip Training on the Job verfolgt“, erklärt Antwan. Möglich war das, weil Unternehmen bei der Rekrutierung insbesondere auf ehemalige Triebfahrzeugführer*innen setzten. Mit den Arbeitsprozessen in der Bahnbranche waren sie bereits vertraut, Ausbildungs- und Wissensstände jedoch sehr unterschiedlich – und gerade Dispositionserfahrung war nicht immer vorhanden.

Antwan van den Bosch sitzt an seinem Schreibtisch mit mehreren Monitoren.
„Ist viel los, muss man die Situation schnell selbst regeln. Ist wenig zu tun, fehlen Praxisbeispiele, um Lösungswege aufzuzeigen. Genau hier knüpft der Pilotkurs an: Wir lösen die Ausbildung vom Tagesgeschäft, schließen Wissenslücken und ermöglichen einen Quereinstieg für Bewerber*innen außerhalb der Bahnbranche ohne Dispositions-Hintergrund!“

Antwan, Referent Leitstelle der eurobahn

Know-How auf ganzer Linie

Besonders wichtig ist laut Antwan, dass die Disponent*innen mit allen Teilen der Bahnfamilie vertraut sind – schließlich sind sie wichtige Stellschrauben im System Schiene, die alle Fäden zusammenhalten. Streckenkunde steht daher genauso auf dem Lehrplan, wie Arbeitstage auf den Zügen mit Triebfahrzeugführer*innen und Kundenbetreuer*innen, Besuche im Kundencenter, in der Abteilung für Fahrgastinformation und in der Werkstatt. „Man muss die Bedürfnisse der Leute kennen, mit denen man spricht. Jeder, der im Team der Bahnen in NRW mitwirkt, braucht andere Auskünfte, um seinen Job bestmöglich machen zu können“, betont Antwan. Die unterschiedlichen Facetten der Verkehrsbranche kennt er ganz genau: Vor seiner Position in der Leitstelle war der Familienvater als Fernfahrer unterwegs, bevor er in die Bahnfamilie erst als Kundenbetreuer, dann als Lokführer einstieg.

Die dreimonatige Ausbildung gliedert sich in drei Teilbereiche:

Hier lernen die angehenden Disponent*innen die unterschiedlichen Bereiche der Bahnfamilie kennen (Schicht mit Kundenbetreuer*in sowie in Kundencenter, Meldestelle und Fahrgastinformation). Aber auch Themen wie Regelwerke, dazugehörige Prozessschulungen, Betriebsplanung, Verkehrsverträge, Arbeitszeitgesetze und tarifliche Regelungen sowie Rechtsabteilung und Personaleinsatzplanung gehören zur Ausbildung dazu.

Dieser Teil der Ausbildung wird durch eine externe Bildungseinrichtung durchgeführt und wird die Ausbildung auf eine breitere Basis stellen.

Damit sich alle Disponent*innen auf der betriebenen Strecke auskennen, zählen Führerstandsmitfahrten zum Erwerb von Strecken- und Ortskenntnissen zum Ausbildungsinhalt. Ebenso wie eine Werkstattbesichtigung inklusive Einweisung, Kommunikationstraining, Office- und Software-Schulungen und selbstverständlich die Schichten in der Leitstelle.

Ist die Ausbildung auch das Richtige für dich?

Für deinen Start in der Leistelle musst du keine Dispositionserfahrung haben: Eine erfolgreich abgeschlossene technische oder kaufmännische Ausbildung ist von Vorteil. Solltest du bereits Erfahrung in der Speditions-, Logistik-, oder Transportbranche vorweisen können – umso besser!

Bestenfalls treffen folgende Punkte auf dich zu

  • selbstständige, eigenverantwortliche, entscheidungsorientierte Arbeitsweise
  • sehr gute kommunikative Fähigkeiten, Belastbarkeit und ausgeprägte Team-Fähigkeit
  • geübter Umgang mit technischer Software
  • Bereitschaft zum Schichtdienst


Mit Start deiner Ausbildung erhältst du dein volles Dispositions-Gehalt – mit Abschluss der Ausbildung wirst du übergangslos übernommen!

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Kleiner Schritt, großes Ziel

Der Ausbildungskurs ist ein kleiner Schritt zu einem großen Ziel. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei eine unternehmensübergreifende Ausbildung aufzubauen, denn im Landesprogramm Fokus Bahn NRW arbeiten die Eisenbahnverkehrsunternehmen auch in Sachen Ausbildung zusammen. Perspektivisch sollen professionelle Standards festgelegt und die Schulungsinhalte über Unternehmensgrenzen hinaus aufgestellt werden. „Der Pilotkurs ist ein erstes Feldexperiment in kleinem Maßstab, aus dem wir aber schon viel mitnehmen können. Wenn wir für die Zukunft gemeinsam als Branche qualifiziertes Personal ausbilden können, das in allen Unternehmen direkt einsatzbereit und durch externe Bildungsträger geschult ist, ist das ein enormer Mehrwert für alle Bahnen in NRW.“

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