Andreas Immekeppel sitzt im Führerhaus.

Beruflicher Neustart ohne Altersgrenze: Der Quereinstieg zum Lokführer

Blaue Augen, kleine Lachfältchen und ein offener Blick für neue Perspektiven: Andreas Immekeppel sieht das Leben nicht als linearen Weg, sondern als Pfad voller Möglichkeiten. Mit seinen 54 jungen Jahren tauschte er darum seinen Beruf als Hochschuldozent gegen einen Neuanfang – und ist nun seit März 2020 ausgebildeter Triebfahrzeugführer bei der NordwestBahn.

Warum eigentlich nicht?

Sein Fahrtenbuch ist aufgeschlagen, die Sonne scheint ihm ins Gesicht. Andreas Immekeppel hat seinen neuen Platz gefunden – ganz vorne im Führerstand mit Fensterblick auf neue Ziele. „Jeder Lebensabschnitt steckt voller Herausforderungen und neuer Chancen“, lacht er. Seine Devise: Einfach mal machen. „Ich habe mir schon in vielen Situationen in meinem Leben gedacht: Warum eigentlich nicht? Und so war es auch bei dieser Entscheidung.“

22 Jahre lehrte er als Dozent an der Hochschule, bevor ihm klar wurde: Es ist Zeit für etwas Neues, etwas ganz anderes. „Vielen Menschen in meinem Alter geht es sicherlich genauso“, vermutet der 54-Jährige „Ich kann nur jedem raten: Haltet die Augen für neue Möglichkeiten offen und traut euch!“ “

Denn dass zum Schritt eines beruflichen Neustarts auch eine ordentliche Portion Mut gehört, ist selbstverständlich. Mit den Jahren der Berufserfahrung scheint auch die Herausforderung am Arbeitsmarkt zu wachsen: Wie eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, können zwar noch etwa 80 Prozent der Arbeitssuchenden zwischen 47 und 49 Jahren innerhalb von 24 Monaten wieder eine Arbeitsstelle finden – bei den 58- bis 60-Jährigen sind es jedoch nur noch etwa 35, und bei den 61- bis 62-Jährigen gerade einmal 14 Prozent.

Was das Alter betrifft, scheint es eine magische Zahl zu geben – eine Zahl, die mit einer Fünf vorne anfängt“, glaubt Andreas. Ab der würde seiner Meinung nach scheinbar davon ausgegangen, man sei weniger anpassungsfähig oder gar verschlossen für neue Berufswege. „Hier muss ich ganz klar sagen: In der Bahnerfamilie ist das anders. Hier ist jeder willkommen und kann seinen Quereinstieg starten – und genau deswegen habe ich mich auch damals für die Umschulung entschieden.“

Geht nicht, gibt’s nicht.

Für die Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer oder zur Triebfahrzeugführerin gibt es nur eine Altersgrenze: nämlich die Vollendung des 20. Lebensjahrs bei Abschluss der Ausbildung. „Der Lokführerberuf ist ein anspruchsvoller Beruf. Deswegen benötigt man natürlich sehr gute Konzentrations- und Reaktionsfähigkeiten“, so Andreas. In einer Eignungsprüfung wird daher die Bewerberin oder der Bewerber auf ihre bzw. seine psychologische und medizinische Fitness geprüft.

Und auch als älterer Interessent müsse man, laut Andreas, keine Bedenken haben. Im Gegenteil: Er glaubt, dass mit der Lebenserfahrung auch die Selbstsicherheit und innere Ruhe wächst, die bei diesem Test von Vorteil ist. „Fakt ist: Es ist unmöglich, die Reaktionstests fehlerfrei zu bestehen – es sei denn, man hat fünf Hände und drei Arme“, lacht der Triebfahrzeugführer. „Vielmehr geht es darum, den Einstieg wiederzufinden und sich nicht verunsichern zu lassen.“

Zwar sei die Ausbildung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und durchaus anspruchsvoll, aber Andreas betont: „Es war die richtige Entscheidung. Ich bin der Meinung: Geht nicht, gibt’s nicht. Und ich habe wirklich einen super Ausbilder gehabt!“

Mit ihm gemeinsam habe er wortwörtlich mit jedem Meter auf der Schiene Erfahrung gesammelt – und diese kann er mittlerweile auch als anleitender Lokführer an andere angehende Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer weitergeben. „Die NordWestBahn unterstützt mich auch bei beruflichen Weiterentwicklungen. Wenn man wirklich will, ist der Karriereweg also auch mit über 50 Jahren noch lange nicht beendet!“