Mann steht an Bahnsteig und schaut auf die Uhr.

Nachhaltig attraktiv: Ein Job bei den Bahnen in NRW

Die Streiks im Öffentlichen Verkehr haben viele Menschen verunsichert. Dabei sind die Jobs bei den Bahnen in NRW beliebter denn je. Warum das kein Widerspruch ist, erklärt Fokus Bahn Projektleiter Heinrich Brüggemann im Interview.

Herr Brüggemann, in jüngster Zeit hat der öffentliche Verkehr vor allem durch Streiks von sich reden gemacht: Die Beschäftigten haben ihre Arbeit für bessere Arbeitsbedingungen niedergelegt. Jetzt haben sich die Gewerkschaft deutscher Lokführer (GDL) und die Bahn auf einen neuen Tarifabschluss geeinigt. War der Job denn vorher so unattraktiv?

Heinrich Brüggemann: Nein, die Bahnen in NRW waren auch zuvor schon ein attraktiver Arbeitgeber. Leider sind in der letzten Zeit einige Umstände zusammengekommen, die auf den ersten Blick ein anderes Bild zeichnen. Dabei muss zunächst einmal festgehalten werden, dass gar nicht so viel gestreikt wurde, wie man vielleicht glaubt.

„Dabei muss zunächst einmal festgehalten werden, dass gar nicht so viel gestreikt wurde, wie man vielleicht glaubt.“

Heinrich Brüggemann, Projektleiter Fokus Bahn NRW

Nein? 

Brüggemann: Nun, erst einmal muss man differenzieren: Zwischen den Streiks im kommunalen Nahverkehr und auf der Schiene sowie zwischen den einzelnen Nahverkehrsbahnen. Bei den Bahnen in NRW wurde nur die Deutsche Bahn durch die GDL bestreikt. Die zehn anderen Bahnen fuhren. Das heißt aber auch: Trotz der Einigung zwischen GDL und Deutscher Bahn kann es weiter zu Streiks im kommunalen Nahverkehr kommen. 

Warum sollten wir Verständnis für die vergangenen, aber auch für mögliche kommende Streiks haben? 

Brüggemann: Wenn man genauer hinschaut, sind viele Herausforderungen, mit denen Mitarbeitende zu kämpfen haben und für die sie auf die Straße gegangen sind, auf einen Umstand zurückzuführen. Es ist im Übrigen derselbe, den die Fahrgäste auf den Bahnsteigen bei fast jedem zweiten ausgefallenen Zug in NRW zu spüren bekommen: der Personalmangel.

Wie meinen Sie das?

Brüggemann: Neben der maroden Infrastruktur ist die angespannte Personallage das größte Problem der Bahnbranche – und das wird sich durch den demografischen Wandel weiter verstärken. Bis 2027 werden allein in Nordrhein-Westfalen noch circa 20 Prozent der heutigen rund 3.000 Lokführer*innen in Rente gehen. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen durch die Mobilitätswende: Mehr Fahrgäste verlangen schon jetzt nach mehr Personal. Zudem binden die immer komplexer werdenden Baumaßnahmen im Schienennetz ebenso wie akute Infrastrukturstörungen und die damit verbundene Organisation von Ersatzverkehren mehr personelle Ressourcen als je zuvor. Die tägliche Mehrbelastung verteilt sich auf zu wenige Schultern. Die Branche hat erkannt, dass sie mehr Beschäftigte in allen Bereichen benötigt – und das so schnell wie möglich.

Mit welchen Maßnahmen versuchen Sie so schnell wie möglich neue Mitarbeitende zu gewinnen?

Brüggemann: Wir haben mit Beginn der Beschäftigungsoffensive des Landes noch einmal neue Maßnahmen entwickelt, die dem Fachkräftemangel wirksam entgegensteuern. Durch gezieltes Employer-Branding und abgestimmte Recruitingformate sorgen wir unternehmensübergreifend dafür, dass unsere Qualifizierungsangebote die passenden Bewerber*innen erreichen und Kurse zeitnah besetzt werden können. Hilfreich ist dabei auch die Vernetzung, die über die Bahnbranche hinausgeht, beispielsweise mit den Arbeitsagenturen, Jobcentern und Bildungseinrichtungen. 

Wie kann man in der Kürze der Zeit Menschen fit für die Arbeit bei den Bahnen in NRW machen?

Brüggemann: Dank der Beschäftigungsoffensive haben wir zusätzliche sechs Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung und damit 24 konkrete Maßnahmen entwickelt, um schnellstmöglich mehr Personal zu qualifizieren. Mit besonderen Zusatzangeboten wie dem Mentor*innenprogramm wollen wir den zukünftigen Kolleg*innen Hilfestellungen für ein erfolgreiches und zeitnahes Abschließen aller Prüfungen bieten. Auch wollen wir mehr begleitende Sprachschulungen anbieten und so den Berufseinstieg zusätzlich erleichtern. Zusätzlich konzipieren wir aktuell einen Qualifizierungskurs in Teilzeit. So sollen die Ausbildungschancen für Wiedereinsteiger*innen, beispielsweise nach einer Elternzeit, erhöht und gleichzeitig ein schneller Jobeinstieg ermöglicht werden.

Welche positiven Auswirkungen haben die Streiks auf die Arbeit bei den Bahnen in NRW gehabt?

Brüggemann: Erst einmal wurde natürlich die Aufmerksamkeit für die Berufe in der Bahnbranche erhöht. Jeder Streik zeigt ganz deutlich, dass diese systemrelevant sind und Anerkennung in unserer Gesellschaft verdienen.

„Die Streiks zeigen ganz deutlich, dass diese systemrelevant sind und Anerkennung in unserer Gesellschaft verdienen.“

Heinrich Brüggemann, Projektleiter Fokus Bahn NRW

Für Menschen, die eine neue berufliche Perspektive suchen, kann es zudem sehr wichtig sein, dass es bei den Bahnen in NRW ein Streikrecht und damit tariflich geschützte Arbeitsverhältnisse gibt.

Was macht einen Job bei den Bahnen in NRW darüber hinaus attraktiv?

Brüggemann: Die Arbeit bei den Bahnen in NRW ist systemrelevant, das heißt: Hier gibt es sichere Jobs mit Zukunft, viele Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und zum Aufstieg. Das gilt auch für berufliche Quereinsteiger*innen, die schon ein faires Einstiegsgehalt bekommen. Zudem bieten wir einen Arbeitsplatz in Wohnortnähe und wir achten darauf, dass unsere Mitarbeitenden trotz Wechselschichtdienst die nötige Flexibilität und Freiräume für Familienleben oder private Verpflichtungen haben. Gerade während der Streiks bei der DB hat sich herauskristallisiert, worauf man sich in der Bahnfamilie verlassen kann: Kollegialität, Gemeinschaft und Zusammenhalt – vor allem dann, wenn es schwierig wird.

Eine Illustration zeigt einen Zug in weiß.

Ein Einstieg in die Bahnbranche lohnt sich weiterhin. Wenn auch du Teil der Bahnfamilie werden möchtest, schau gerne einmal in unser offenes Kursangebot.