Comic einer Frau, die den Arm anwinkelt und ihre Musekln zeigt. Dahinter ist ein Zug und eine Weltkugel zu sehen, darauf ein Banner mit "Weltfrauentag".

Weltfrauentag bei den Bahnen in NRW

Drei Lokführerinnen, zehn Fragen und Antworten über Frauen, Vorbilder und den idealen Beruf

Von wegen reine Männerbranche – immer mehr Frauen machen Karriere bei den Bahnen in NRW. Zum Internationalen Frauentag am 8. März treffen wir drei inspirierende Powerfrauen, die erlernte Rollenbilder schon lange überholt haben. Karin Degen von der NordWestBahn, Gabriele Oster von National Express und Stefanie Muthke von Keolis Deutschland erklären uns, warum Lokführerin gerade für Frauen ein idealer Beruf ist.

Was bedeutet der Internationale Frauentag für dich persönlich?

Gabriele: Der Frauentag steht für mich für eine große Anzahl an Frauen, die in Zeiten absoluter Ungleichbehandlung den Mut aufgebracht haben, für Rechte und Gleichbehandlung zu kämpfen und auf die Straßen zu gehen. Von diesen unglaublich mutigen Frauen profitieren wir alle. Auch heute noch ist es wichtig zu zeigen, dass Frauen eine ganze Menge mehr können, als uns veraltete Frauenbilder zugestehen.

Welche Frau bewunderst du am meisten?

Karin: Ganz klar meine Mutter. Sie hat immer gearbeitet, gleichzeitig vier Kinder groß gezogen und sich liebevoll um meinen Vater gekümmert, als er erkrankte und pflegebedürftig wurde.

Was meinte dein Vater, als du Lokführerin geworden bist?

Gabriele: Mein Vater konnte dazu leider nichts sagen, aber meine Tochter – das zählt ja vielleicht auch: „Der Zug steht dir verdammt gut!!!“

Was bedeutet es für dich, Lokführerin zu sein?

Gabriele: Lokführerin zu sein bedeutet, Verantwortung für Maschine und Mensch zu übernehmen. Wir arbeiten in einem großen System, in dem viele Komponenten zusammenspielen. Wir sind Teil eines großartigen Teams aus vielen, ganz unterschiedlichen Menschen, mit denen wir jeden Tag in Berührung kommen. Dazu zählen die direkten Kolleg*innen, Kolleg*innen aus allen Bereichen der Eisenbahnwelt und nicht zuletzt die Fahrgäste, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht.

Warum ist Lokführerin für Frauen ein idealer Beruf?

Karin: Wenn ich im Führerstand stehe, trage ich die ganze Verantwortung für meine Fahrgäste. Zugleich genieße ich Freiheit und Selbstständigkeit. Als gelernte Zahnarzthelferin weiß ich, wie anstrengend dagegen ein klassischer Job von 9 bis 17 Uhr sein kann. Man hat kaum Zeit für andere Dinge und am Wochenende stehen Einkäufe und Haushalt an. Als Lokführerin habe ich deutlich mehr Zeit. Viele Frauen fürchten den Schichtdienst, ich sehe darin nur Vorteile, insbesondere die freien Tage mitten in der Woche. Hier kann ich Arzttermine planen oder in Ruhe einkaufen. Mein Eisenbahnverkehrsunternehmen nimmt bei der Schichtplanung auch sehr viel Rücksicht auf persönliche Vorlieben und auf die familiäre Situation.

Kannst du als Lokführerin Familie und Beruf miteinander vereinbaren?

Gabriele: Das klappt bei uns ziemlich gut. Als Mutter einer 15-jährigen Tochter bin ich relativ flexibel. Ich arbeite gerne im Spätdienst, so kann ich vormittags alle Dinge vorbereiten und erledigen, die so notwendig sind. Auch dass man unter der Woche den ein oder anderen Tag frei hat, ist für die Planbarkeit sehr angenehm.

Welche Karrieremöglichkeiten hast du als Frau bei den Bahnen in NRW?

Karin: Jede Menge und vor allem sehr gute. Ich selbst begleite bereits den Lokführer-Nachwuchs bei den ersten Ausbildungsfahrten. Wenn ich möchte, kann ich mich weiterentwickeln und in vielen Bereichen tätig werden, zum Beispiel Betriebsplanerin oder Disponentin werden. Aber ich kann auch Lokführerin bleiben.

Warst du schon einmal in einer Situation, in der man dir speziell als Frau Dinge nicht zugetraut hat?

Karin: Nein, eigentlich noch nie. Ganz im Gegenteil. Gerade ältere Fahrgäste freuen sich zum Beispiel über eine Frau im Führerstand. Als Lokführerin bekomme ich von allen Seiten ein positives Feedback.

Was müssen moderne Mädchen für ihre Berufswahl unbedingt wissen?

Gabriele: Welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. Auch außerhalb der gängigen Berufsvorbereitung. Nur wer weiß, was möglich ist, kann das Richtige finden. Also informiert euch und seid dabei mutig!

Stefanie: In einem männerdominierten Beruf zu arbeiten, heißt nicht, dass man in der Minderheit ist – sondern eher, dass man sich in einem besonderen Beruf behaupten kann.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Frauen bei den Bahnen in NRW?

Karin (lacht): Dass wir noch mehr werden. Allein unter Männern ist es schnell langweilig. In einem bunten, gemischten Team macht die Arbeit immer mehr Spaß. Bei den Bahnen in NRW sind wir da allerdings schon auf einem sehr guten Weg. Ich bemerke, dass sich immer mehr Frauen für eine Ausbildung oder Umschulung zur Lokführerin entscheiden. Und das ist gut so!