So wichtig sind Frauen für die Bahnbranche

So wichtig sind Frauen für die Bahnbranche

Kaum eine Branche bietet so viele Zukunftschancen und so viel Gestaltungsraum wie der Mobilitätssektor – aber noch immer wissen zu wenige Frauen von diesen beruflichen Möglichkeiten. Carmen Maria Parrino, Geschäftsführerin bei DB Vertrieb, ist überzeugt: Ein weiblicher Blick kann die Bahnbranche in den nächsten Jahren deutlich nach vorne bringen.

Netzwerk Women in Mobility

Nur knapp 20 Prozent: So hoch ist der Frauenanteil laut Allianz pro Schiene in der europäischen Bahnbranche. Im öffentlichen Personennahverkehr waren im Jahr 2015 EU-weit sogar nur 17 Prozent der Beschäftigten weiblich. In den technisch fokussierten Berufssparten des Mobilitätssektors ist der Frauenanteil mit zehn Prozent noch einmal niedriger. Und gerade einmal vier Prozent der Lokführer in Deutschland sind weiblich. Diese Zahlen sind seit Jahren nahezu konstant und eindeutig zu wenig, findet auch Carmen Maria Parrino, Geschäftsführerin bei DB Vertrieb. Gemeinsam mit anderen Frauen engagiert sie sich im Netzwerk Women in Mobility. Das Ziel: Frauen in der Mobilitätsbranche vernetzen, informieren und sichtbar werden lassen.

„Frauen können die Mobilitätsbranche maßgeblich beeinflussen“, so Parrino. „Mit Women in Mobility haben wir ein Netzwerk geschaffen, in dem sich Frauen gegenseitig austauschen und auf ihrem Karriereweg bestärken können. Gleichzeitig schaffen wir für viele Frauen überhaupt erst ein Bewusstsein über ihre beruflichen Möglichkeiten in der Mobilitätsbranche.“ Auch Carmen Maria Parrinos beruflicher Weg startete außerhalb der Bahnbranche mit einer Ausbildung zur Bürokauffrau im Bankenviertel Frankfurt. 2016 startete sie als erste Frau in der Geschäftsführung bei Abellio. Heute ist sie Geschäftsführerin Nahverkehr bei DB Vertrieb.

Frauen entwickeln neue Mobilitätsperspektiven

„Wir müssen etwas verändern. Auch wenn wir bereits erste Schritte in die richtige Richtung gemacht haben, ist die Mobilitätsbranche per se von Männern dominiert“, erklärt Parrino. „Die weibliche Perspektive fehlt und könnte einen entscheidenden Unterschied machen.“ Mobilität weiblich zu denken, beschränke sich nicht auf Frauenquoten in technischen Bereichen oder in Führungspositionen. Mobilität weiblich zu denken, bringe vielmehr auch langfristige Angebotsverbesserungen. Studien zeigen nämlich, dass Frauen ganz anders mobil sind als Männer und Bedürfnisse haben, die unter der männlichen Perspektive kaum mitgedacht werden.

„Es sind viele Kleinigkeiten, die insgesamt betrachtet einen enormen Einfluss haben“, ist die Geschäftsführerin überzeugt. „Zu große Stufen, zu wenig Platz für Kinderwagen, zu hohe Ablageflächen etwa. Diese männliche Ausrichtung zeigt sich auch bei den klassischen Crashtests fürs Auto. Seit Jahren werden diese an Dummys durchgeführt, die den europäischen Durchschnittsmann repräsentieren und die Ausrichtung auf Frauen kaum berücksichtigen. Dies ist leider nicht nur bedauerlich, sondern birgt tatsächlich zusätzliche Gefahren bei Unfällen.“

Der weibliche Blick auf bestehende Mobilitätsangebote und Mobilitätsstrukturen mache Angebotsverbesserungen möglich und könne der Branche sogar neue Marktfelder erschließen. Deshalb sind Frauen für die Bahnbranche so wichtig. Ziel muss es daher sein, Frauen für Bahn- und Mobilitätsberufe und für eine ihnen noch unbekannte Branche zu begeistern. „Schon in Schulen kann darüber informiert werden, welche tollen Karriereperspektiven es in dieser Branche gibt“, meint Carmen Maria Parrino. „Ich kann nur jeder Frau empfehlen: Sei offen und neugierig für eine Branche mit enormem Gestaltungsspielraum, die unfassbar viel zu bieten hat!“