Erwachsene Schüler sitzen gemeinsam in einem Kurs und besprechen die vor ihnen liegenden Dokumente.

Vom Großhandel in den Führerstand: als Quereinsteiger zum Lokführer

Christian Siegmund hat den Quereinstieg gewagt: als Lokführer bei der WestfalenBahn. Der heute 36-​Jährige hat vor drei Jahren umgeschult, nachdem er gut 15 Jahre als Groß-​ und Außenhandelskaufmann tätig war. Im Interview gibt er Einblick in seine Umschulung – eine Entscheidung, die der Familienvater bislang noch keinen einzigen Tag bereut hat.

Warum haben Sie umgeschult und sind Lokführer geworden?

Siegmund: Ich war Groß-​ und Außenhandelskaufmann und diese Arbeit hat mir irgendwie keinen Spaß mehr gemacht. Ich habe mich gefragt, ob ich das noch 30 Jahre machen will. In der Zeitung las ich dann, dass die WestfalenBahn Lokführer sucht. Meine Großeltern waren schon Eisenbahner und ich dachte, das könnte eine echte Alternative für mich sein.

Was hat Ihre Familie dazu gesagt?

Siegmund: Als Familienvater mit zwei kleinen Kindern war die Umschulung selbstverständlich eine Gemeinschaftsentscheidung. Weniger finanziell, da kann man einiges durch die Lohnsteuer ausgleichen. Aber mit Blick auf die Zeit. Schließlich muss man in neun Monaten Umschulung so viel lernen wie in drei Jahren Ausbildung. Das macht man nicht nebenbei. Ich habe auch am Wochenende sehr viel gebüffelt.

Wie läuft die Umschulung denn in der Praxis ab?

Siegmund: Die Umschulung bei der WestfalenBahn dauert neun Monate, sechs Monate Theorie, dann drei Monate Praxis. Nach 30 Schichten begleitetem Fahren wird die praktische Fahrprüfung abgenommen. Insgesamt gibt es acht Prüfungen.

Was war für Sie die größte Herausforderung in der Umschulung?

Siegmund: Wie schon gesagt, man muss in der Umschulung eine ganze Menge büffeln, vor allem in der Theorie, da muss man sich durch die dicken Regelwerke des Eisenbahnwesens arbeiten. Und die Prüfungen sind nicht ohne, vor allem die Betriebsgefahren-​Prüfung. Da darf nicht eine einzige Antwort falsch sein.

Verglichen mit einem Auto: Wie schwierig ist es, einen Zug zu fahren?

Siegmund: Im Prinzip gibt es da keinen Unterschied, wenn man erst einmal weiß, wie es geht, und auch alle Schilder und Signale kennt. Ich finde das Zugfahren aber komfortabler, weil man da nicht lenken muss.

Ihre Umschulung liegt jetzt drei Jahre zurück. Welche Bilanz ziehen Sie?

Siegmund: Ich habe die Umschulung bislang noch keinen einzigen Tag bereut. Klar, der Wechselschichtdienst kann anstrengend sein. Aber wenn ich an meinen alten Beruf denke, weiß ich, dass meine Entscheidung mit Blick auf die Zukunft absolut richtig war.