Keolis Deutschland

Lokführer*in werden im Quereinstieg: Mit Erfolg durch die Umschulung zur Abschlussprüfung

Rund elf Monate dauert eine Lokführer-Umschulung in NRW. In dieser Zeit muss der Lernstoff einer ganzen Ausbildung in Theorie und Praxis verinnerlicht sein. Ist das überhaupt zu schaffen? Sina Focke, Lokführerin bei Keolis Deutschland, hat’s geschafft und macht Mut für den Quereinstieg. Wichtig sind vor allem die Motivation und die Konzentration. Dann klappt das Lernen fast automatisch.

Grundlagen des Eisenbahnbetriebs, Aufbau und Funktion von Diesel- und E-Loks, Zugsicherung und Signalkunde, Sicherheit und Unfallschutz: Das sind nur wenige Stichworte aus dem umfangreichen Katalog zum Prüfungswissen für Triebfahrzeugführer*innen. Darüber hinaus ist bei sicherheitsrelevanten Themen in einer Lokführer-Prüfung nicht der kleinste Fehler erlaubt. Wer den Beruf wirklich machen will, sollte sich davon allerdings nicht abschrecken lassen, erklärt Sina Focke, seit drei Monaten Triebfahrzeugführerin bei Keolis Deutschland: „Die Lokführer-Umschulung ist anspruchsvoll, aber sie ist machbar. Ich wurde sehr gut auf alle Prüfungen vorbereitet und habe sie gleich im ersten Anlauf geschafft. Man kann eine Prüfung immer noch einmal wiederholen. Das ist nicht schlimm. Denn die Prüfer müssen mit Blick auf die hohe Verantwortung von Lokführer*innen und einer möglichen Betriebsgefährdung natürlich streng sein.“

Der berufliche Neustart ist ein mutiger Schritt

Die 25-Jährige entschied sich mitten in der Coronakrise für einen beruflichen Neustart. Ihre dreijährige Erstausbildung zur Kauffrau für Büromanagement hatte sie da gerade erst abgeschlossen. In dieser Zeit war sie viel mit der Bahn unterwegs – und war zunehmend fasziniert vom Bahnfahren. „Ich sah auf den Zug wartende Menschen in verschiedenen Stimmungen, ich erlebte Begegnungen zwischen den Fahrgästen, Treffen und Abschiede am Bahnsteig und in mir wuchs der Gedanke, dass ich für diese Menschen und ihre Mobilität arbeiten will“, beschreibt Sina ihre Motivation zur Umschulung als Lokführerin.

Im Sommer 2020 wagt sie den mutigen Schritt ins berufliche Neuland bei den Bahnen in NRW. Knappe elf Monate später fährt sie die Züge der Eurobahn in Ostwestfalen-Lippe. Unzählige Tests, sogenannte Lernerfolgskontrollen sowie vier zentrale, erfolgreich bestandene Prüfungen liegen hinter ihr.

Vier zentrale Prüfungen in elf Monaten

Die Qualifizierung als Lokführerin erfordert permanentes Lernen. Schon wenige Wochen nach dem Start der Umschulung steht die erste Führerscheinprüfung an. Im Laufe der theoretischen Ausbildung folgen die Prüfung zur Zusatzbescheinigung und die Fahrzeugverwendungsprüfung. Diese bestehen alle aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Die bis dato im Simulator erlernte Fahrpraxis müssen Umschüler*innen bei Keolis in einer gesonderten praktischen Prüfung nachweisen, bevor die Ausbildung auf dem Triebfahrzeug beginnt. Am Ende der Umschulung stehen 40 Arbeitsschichten begleitetes Fahren und die Abschlussprüfung inklusive Streckenkunde an. Danach übernehmen die ausgebildeten und geprüften Lokführer*innen ihren ersten Zug.

Sinas Tipps für erfolgreiche Lokführer-Prüfungen

„Grundsätzlich kann in den Prüfungen das bis dahin erlernte Wissen immer komplett abgefragt werden“, weiß Sina. Den Schlüssel zum Erfolg sieht die 25-Jährige in der Konzentration auf das Wesentliche: „Man muss im Unterricht gut aufpassen, in Textunterlagen die Kernaussagen mit Textmarker herausarbeiten und sich Stichworte für das Lernen Zuhause machen. Ich selbst habe mir dafür ein nach Themen strukturiertes Karteikarten-System eingerichtet“, erklärt sie ihre Methode. Das hilft gerade bei trockenen Themen wie der PZB (Punktförmige Zugbeeinflussung) oder der überaus umfangreichen Signalkunde. „Man muss nicht alles, was in den Büchern dazu steht, haarklein auswendig lernen – aber man muss wissen, was man tun muss,“ erklärt sie nach ihren erfolgreichen Prüfungen. Die Zusammenarbeit in – coronakonformen – kleinen Lerngruppen mit anderen Umschüler*innen hat sie ebenfalls weiter gebracht: „Wenn man schwierige Themen gemeinsam erarbeitet und Probleme gemeinsam löst, bleibt das im Kopf.“

Weiterbildung nach kurzer Lernpause

So ist Sina auch den Aufgaben begegnet, die sie zunächst eher schwierig fand und hat beispielsweise das Bremsen gelernt: „Das klingt ganz einfach, ist aber beim Triebfahrzeug sehr komplex und vielschichtig. Heute klappt das natürlich, ohne dass ich darüber nachdenken muss“, lacht sie und freut sich auf ihre Arbeit als Lokführerin. „Jetzt will ich erst einmal eine Lernpause machen und meine Züge fahren.“ Denn Sina weiß, dass die nächste Prüfung ganz sicher kommt. Im Lokführer-Beruf geht schließlich nichts ohne stetige Weiterbildung. Technische Anwendungen verändern sich, neue Fahrzeuge erfordern Zusatzqualifikationen. Auch neue Strecken wollen gelernt sein, bevor sie gefahren werden. Vorgeschriebene Überwachungsfahrten verlangen ebenfalls nach kontinuierlichen Schulungen. Aber gerade das macht den Lokführer-Beruf spannend und attraktiv, meint Sina: „Man muss das wollen. Dann fällt das Lernen leicht.“