Ein Lokführer sitzt im Führerhaus und lenkt einen Zug.

550 Jobs für Quereinsteiger bei den Bahnen in NRW: Lokführer-Umschulungen gehen trotz Corona-Krise weiter

Durch die Corona-Krise sind viele Arbeitnehmer aus Industrie, Handwerk und Handel von Kurzarbeit betroffen. Die Zukunftsaussichten und der Erhalt der Arbeitsplätze sind unsicher. Die Bahnen in NRW bieten gerade jetzt berufliche Perspektiven: Die Umschulungsangebote für Lokführer/innen laufen im geplanten Umfang, qualifizierte Bewerber/innen werden weiter eingestellt. Allein in diesem Jahr gibt es 550 Ausbildungsplätze für Quereinsteiger. Landesweit werden 1.700 Lokführer/innen in den nächsten fünf Jahren gebraucht.

Nach einer Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch die gemeinnützige Allianz pro Schiene gehören Lokführer/innen bundesweit zu den begehrtesten Fachkräften in Deutschland. Die Bahnen in NRW können das nur bestätigen. „Uns fehlen zurzeit etwa 40 Triebfahrzeugführer/innen“, meint etwa Peter Bosse, Leiter des Personalmanagements bei Abellio Rail NRW. Das Unternehmen, das gerade erst den Betrieb der Regionalexpresslinie RE 1 zwischen Aachen und Hamm übernommen hat und dort zurzeit mit Unterstützung der Deutschen Bahn fährt, will in der zweiten Jahreshälfte 2020 noch vier Umschulungskurse starten. Bis zu 120 Plätze stehen hier zur Verfügung. Landesweit bieten die Bahnen in NRW in diesem Jahr noch 550 Jobs für interessierte Quereinsteiger/innen an.

Nachhaltige Ausbildungsstrategie

Die Umschulungen werden entweder direkt bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen oder in Kooperation mit qualifizierten Bildungsträgern durchgeführt. Je nach Größe des Unternehmens finden jedes Jahr zwischen zwei und acht Qualifizierungsmaßnahmen mit durchschnittlich 15 Teilnehmern statt. In den nächsten fünf Jahren warten landesweit rund 1.700 Lokführerstellen auf qualifizierte Bewerber/innen – mit einer Beschäftigungsperspektive auf Lebenszeit. „Unser Ziel ist es, über den Bedarf hinaus auszubilden. So können wir bei kurzfristigen Angebotserweiterungen, in Urlaubsphasen oder bei der Erkrankung von Mitarbeitern schnell und gut reagieren und unseren Fahrgästen einen stabilen Betriebsablauf garantieren“, beschreibt Kathrin Redeker, Regionalleiterin für das Netz Ostwestfalen-Lippe und die Weser-Lammetalbahn bei der NordWestBahn (NWB), die Strategie. „Das geht nur, weil wir unsere Ausbildungsoffensive über das laufende Jahr hinaus nachhaltig fortsetzen“, ergänzt ihr Kollege Peter Ulmer, der für die NWB in der Region Niederrhein-Ruhr verantwortlich ist. Neben den Umschulungsmaßnahmen bieten die Eisenbahnverkehrsunternehmen zusätzlich eine Vielzahl klassischer Berufsausbildungen an. Dazu gehören die dreijährige Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst ebenso wie Angebote für Mechatroniker oder IT-Fachkräfte. Die RegioBahn in Mettmann beispielsweise will in diesem Jahr noch 20 Ausbildungsplätze besetzen.

Ausbildung online

Während andere Branchen Standorte schließen und Personal abbauen, hat die Corona-Krise das Ausbildungsengagement der Bahnen in NRW nicht gestoppt. Ganz im Gegenteil. „Die Krise hat einmal mehr gezeigt, dass Lokführer/innen zu den systemrelevanten Berufen gehören und dringend gebraucht werden. Deshalb ist es wichtig, das System Schiene gemeinsam mit allen Akteuren weiter zu stärken“, erklärt Bereichsleiter Human Resources Uwe Mewitz von der Keolis Deutschland, die in Nordrhein-Westfalen als eurobahn fährt. Im engen Schulterschluss konnten die Bahnen in NRW die Pandemie bedingten Verzögerungen in der Ausbildung so gering wie möglich halten. „Gemeinsam mit unserem Bildungspartner, der Stiftung Bildung Handwerk, haben wir sehr schnell auf E-Learning umgestellt“, berichtet Birgit Schulze, Leiterin Personalmanagement bei der RegioBahn. Andere Eisenbahnverkehrsunternehmen griffen auf bereits etablierte Fernlehrgänge für Lokführer/innen zurück. Online konnte der theoretische Unterricht komplett fortgesetzt werden. Auch für den praktischen Ausbildungsteil haben die Bahnen in NRW schnell Konzepte entwickelt, die auf die notwendige Reduzierung der sozialen Kontakte einzahlen. Die Kurse sind jetzt in kleinere Lerngruppen aufgeteilt. Auf dem Führerstand gibt es ein konstantes 1:1-Modell, jedem angehenden Lokführer und jeder angehenden Lokführerin wurde ein fester Ausbildungstriebfahrzeugführer zugeteilt.

Garantierte Übernahme

„Viele Umschulungskurse haben sich durch die Corona-Krise verzögert. Neue Maßnahmen dauern möglicherweise etwas länger, vielleicht 12 statt 11 Monate. Aber sie finden auf jeden Fall weiter statt. Dabei sind wir jetzt auf weitere Herausforderungen eingestellt“, zieht Peter Bosse für Abellio Bilanz nach Lockdown und Lockerungen. Die Perspektiven für Quereinsteiger dürften zurzeit jedenfalls in keiner Branche besser sein. Nicht zuletzt, weil die Umschulung zum Lokführer üblicherweise bereits vergütet wird. „Und erfolgreiche Absolventen werden sicher in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen“, so Bosse weiter. Gute Aussichten also gerade auch für Beschäftigte in den Branchen, die in Zeiten von Corona hart betroffen sind. „Arbeitnehmer aus dem Einzelhandel oder aus der Tourismusbranche zum Beispiel ermutigen wir ausdrücklich, sich bei uns über einen Jobwechsel zu informieren und sich bei uns zu bewerben“, sagen Kathrin Redeker und Peter Ulmer von der NordWestBahn. „Wegen der großen Flexibilität und des Teilzeitmodells ist der Lokführerberuf auch für Mütter eine gute und attraktive Wahl“, ergänzt Uwe Mewitz für die eurobahn. „Wer einen sicheren Arbeitsplatz sucht und darüber hinaus eine verantwortungsvolle Tätigkeit mit Abwechslung und vielen Möglichkeiten zur Weiterbildung sucht, ist bei uns genau richtig“, betont auch Birgit Schulze von der RegioBahn.

Online informieren und bewerben

Interessierte Bewerber/innen können sich online bei den Bahnen in NRW informieren und bei Interesse auch direkt bewerben. Viele Eisenbahnverkehrsunternehmen führen auch Bewerbertage online durch. Aktuelle Stellenangebote finden sich auf der Jobkarte der Bahnen in NRW.

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